Eine stärkere Einbindung von Apotheken in die Gesundheitsversorgung bringt Vorteile für alle.

Ein zentraler Schlüssel zur Entlastung unseres Gesundheitssystems liegt in den Apotheken. Die 55 Vorarlberger Apotheken sind unverzichtbare und wohnortnahe Grundversorgungszentren für die Menschen. Als niederschwellige Anlaufstelle bieten sie ein breites Leistungsspektrum: von der gesundheitlichen Beratung über medikamentöse Versorgung bis zur gezielten Zuweisung an Ordinationen oder Krankenhäuser.

Je früher und je umfassender Menschen betreut werden, desto besser für die persönliche Gesundheit und desto geringer die späteren Gesundheitskosten. Denn Bevölkerungswachstum, Zivilisationskrankheiten und die Überalterung der Bevölkerung erhöhen den Druck auf Ambulanzen, Spitäler und Pflegeeinrichtungen.

„Wir müssen das System neu denken und die Gesundheitsversorgung niederschwelliger organisieren. Sehr viele Lücken in der gesundheitlichen Grundversorgung können mit den Apotheken geschlossen werden. Apothekerinnen und Apotheker sind schon jetzt in vielen Fällen gesundheitliche Erstanlaufstellen und kompetente Wegweiser im Gesundheitssystem“, betont Mag. pharm. Christof van Dellen, Präsident der Vorarlberger Apothekerkammer.

Versorgungspotenziale nutzen

Ob vor-Ort-Tests zur Unterstützung der ärztlichen Diagnose, individuelle Medikamentenherstellung, Impfungen oder telemedizinische Angebote – die zum Teil ungenutzten Versorgungspotenziale sind gewaltig. Eine stärkere Einbindung von Apothekerinnen und Apothekern würde allen Seiten Vorteile bringen: Die Patient:innen müssen keine langen Wartezeiten auf Termine in Kauf nehmen und Mediziner:innen gewinnen wichtige Zeit für die Behandlung von Erkrankungen und Verletzungen.

Gesundheitshotline 1450 erweitern

Der Grundsatz der aktuell laufenden Gesundheitsreform lautet: „digital vor ambulant vor stationär“. Die telefonische Gesundheitsberatung 1450 spielt dabei eine zentrale Rolle. Sie ist eine Erst-Anlaufstelle bei gesundheitlichen Fragen, fungiert für Patient:innen als Wegweiser durch das Gesundheitssystem und soll künftig weiter ausgebaut werden. Aktuell kann 1450 die Anrufer:innen bei Arzneimittelfragen an eine Apotheke weiterleiten oder Ihnen die nächstgelegene Apotheke nennen. Die Apotheken können die 1450-Architektur künftig erweitern und als lokale Beratungsstelle die Lenkung und Versorgung der Patient:innen deutlich verbessern.

Vorhandene Infrastruktur nutzen

Als Ergänzung zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bei 1450 könnten Apothekerinnen und Apotheker als bestens ausgebildete Gesundheitsexperten eine betreute Selbstmedikation anbieten und mit der gesteckten E-Card alle Schritte dokumentieren. Die Infrastruktur dafür ist bereits vorhanden.

Vor allem die Gesundheitsversorgung zu Randdienstzeiten können die Apotheken sicherstellen. Jede Apotheke hat schon jetzt durchschnittlich 50 Stunden pro Woche geöffnet. In dieser Zeit werden österreichweit täglich mehr als 500.000 Menschen persönlich beraten und versorgt. Mit der gerade erst beschlossenen Novelle des Apothekengesetzes ist eine Ausdehnung der wöchentlichen Öffnungszeit auf bis zu 72 Stunden möglich. Ohne urlaubsbedingte Schließzeiten.